Material für zwei Monate Wanderschaft

Die erste Etappe von 400 Kilometern gab mir wertvolle Erfahrungen, was Material, Essen und Trinken betrifft. Zum Glück war ich zu Beginn noch in der Nähe von meinem Zuhause und konnte bei meinen Übernachtungen dort jeweils modifizieren.

Ich war zu Beginn (Flachland) mit etwas über 12 kg Material unterwegs. Das ist etwas viel und ich mache mir Gedanken, wo ich welche Abstriche machen könnte. Doch nicht alle Situationen im Leben sind so krass wie jener Moment in der Wüste Maroccos, wo ich wusste, dass ich bald mit den Gegenständen meiner Wahl für 240 km werde aufbrechen müssen. Da war echte Kompromisslosigkeit angesagt. Vielleicht komme ich auf das dort gelernte Mantra noch zurück: Brauche ich etwas wirklich? Wenn nicht: hänge ich so stark daran dass ich es trotzdem mittragen will?

Bereits angepasst habe ich folgende Artikel:

Der Rucksack zeigte Alterungserscheinungen und beide Verstärkungsbänder an den Schultertraggurten sind an ihren Nähten gerissen. Somit habe ich mit Zahnseide diverse Nähte neu erstellt und Bänder verstärkt. Zudem war der Geruch des jahrelang mit Schweiss getränkten Polsters so unerträglich, dass ich eine Session in der Waschküche mit ihm hatte.

Haute Couture sieht anders aus, ist aber ebenfalls von Hand genäht

Meine langjährigen Trekkingschuhe hatten beim genauen Hinsehen Löcher im Futter und ein aufgerauhtes Fussbett, das wohl irgendwann zu Blasen geführt hätte. Zum Glück gab es in meiner Sammlung noch ein fast neues Paar Trailrunningschuhe. Da diese eine Goretex-Membran haben, wird der Fussschweiss nicht richtig abgeführt. Es gab also doch noch Blasen.

Nur dank dicken Socken konnten Blasen verhindert werden.
Goretex ist jedoch an heissen Tagen und mit meiner Fussschweissproduktion auch keine Lösung.
Eosine und Applikationsnadel zur Desinfektion und Austrocknung von Blasen

Die starren Nalgene-Flaschen mit ihrem Fassungsvermögen von 1 Liter passen nicht in Ländern (Luxemburg & Frankreich), die keine Trinkwasserbrunnen kennen. Ich trage jetzt zwei normale 1.5-Liter PET-Flaschen, was selbst bei Hitze für den Tag reicht.

Nachdem sich bei nach all den anderen Aktivitäten dieses Jahres mit den 12 kg Gepäck die Plantarfaszie vom Fuss gemeldet hat, war auf Etappe 1 eine kleine Blackroll mit von Partie. Mit Dehnen und Kneten lässt sich die Entzündung wieder rückgängig machen.

Mobiles Massagestudio

Der Regenponcho hat sich bei zweimaligem Gebrauch als gänzlich wasserdurchlässig entpuppt. Um nicht auf ein schwereres Armeemodell umsteigen zu müssen, habe ich es mal mit Imprägnierungsspray versucht. Für die Alpenetappe bin ich danach auf eine schwere Goretexjacke umgestiegen, die ich genau einmal gebraucht habe.

Ein Buff musste unbedingt her. Um den Nacken vor Sonne zu schützen, den Schweiss aufzufangen, bevor er sich ätzend in den Augen auswirkt und um die Kopfhaut nach neuer Kurzhaarfrisur etwas zu schonen 😉

Der Gasbrenner ist ein herrlich kleines und leichtes Teil. Leider machte die Gummidichtung schon nach 10-maligem Gebrauch langsam schlapp, so dass irgendwann permanent Gas austreten würde. Weg damit und kalt essen! Billigkauf aus China lohnt sich eben manchmal nicht.

Ausgefranste Gummidichtung beim Gasbrenner

Andere Langdistanzwanderer machen natürlich vor dem grossen Ausflug ein paar Tests, doch der Vorteil des GR5 in Zentraleuropa ist die Nähe zu Dörfern und Städten, die alles Notwendige bereithalten. Zudem bietet es einen gewissen Reiz, einfach mal mit dem Material loszulaufen, das gerade verfügbar ist. Wohl habe ich mich im Vorfeld bei Christine Thürmer (the German Tourist) etwas einglesen. Sie wandert schon lange weit, so dass sie weiss, was wie gut taugt. Wenn also etwas ersetzt werden muss, dann habe ich schon etwa eine Ahnung, in welche Richtung es gehen könnte.

Das Zelt, ein weiterer Kauf aus dem fernen China, ist leicht und lässt sich mit Wanderstöcken gut aufstellen. Doch wenn es wirklich mal regnet, dann ist es zu klein, um wirklich Schutz für Material zu geben. Durch die Keilform drücken die Füsse das Moskitonetz an die Aussenhülle, wodurch Kondenswasser den Schlafsack benetzt. Da es nicht freisteht, kann es nicht an Orten genutzt werden, wo der Boden zu weich oder zu hart für Heringe ist. Ein freistehender Ersatz muss her!

Selbst bei guter Spannung ist das keilförmige Zelt nicht alltagstauglich.

Natürlich spielt das Budget eine Rolle, da ich keinen Lohn mehr nach Hause trage. Somit werde ich versuchen, mein Monatsbudget so zu gestalten, dass auch der Ersatz von Material mit Topprodukten drinliegt. Der zielführendste Weg für mich ist es, auf Restaurantbesuche zu verzichten und Übernachtungen preisgünstig zu gestalten. Ein nächster Blogartikel wird den finanziellen Aspekt des Lebens auf Wanderschaft beleuchten.

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