Wie gesund ist eigentlich unsere Wirtschaft?

Seit gerau­mer Zeit stei­gen die Akti­en­kurse fast unun­ter­bro­chen, machen viele Staa­ten Schul­den, weiten Zentral­ban­ken die Geld­menge massiv aus und dümpeln Zinsen bei Null. Wie ist dieser Zustand zu werten? Wie gesund ist die Wirt­schaft? Krie­gen wir die Kurve noch?

Die Musta­chi­ans sparen und inves­tie­ren derweil munter weiter und wenn sie sich diszi­pli­niert an den Plan der 3–4 Index­fonds halten, geht nix schief, auch wenn der Markt mal taucht. Was aber, wenn eine Jahr­hun­dert­krise droht? Und wenn der eigene Zeit­ho­ri­zont zu kurz ist, um Verluste wieder wettzumachen?

Etwas Volks­wirt­schafts­wis­sen kann nicht scha­den und ich bevor­zuge es, mit offe­nen Augen durch die Welt zu gehen. Die nach­fol­gen­den Ausfüh­run­gen soll­ten eigent­lich gut verdau­lich sein, wenn auch der eine oder andere Begriff von einem Ökono­mie-Anfän­ger gegoo­gelt werden möchte.

Schnell-Leser finden das Fazit an Ende des Artikels.

Brut­to­ver­schul­dung des Gesamt­staa­tes (Prozent des BIP) 1980 – 2020 mit Schät­zung des künf­ti­gen Verlau­fes. Die Schweiz und Deutsch­land haben sich in den letz­ten 10 Jahren um einen Schul­den­ab­bau bemüht. Der jüngste Anstieg der öffent­li­chen Schul­den ist bedingt durch die Koro­na­krise. (9)

Ein extrem hohes Verschul­dungs­ni­veau im öffent­li­chen sowie im priva­ten Bereich ist mitt­ler­weile zu einem bestim­men­den Merk­mal der Welt­wirt­schaft gewor­den. So ist die Verschul­dung in den vergan­ge­nen 15 Jahren in der Mehr­zahl der größ­ten Volks­wirt­schaf­ten weiter gestie­gen. Während Japan, die USA und Europa seit Beginn der Krise im Jahr 2008 noch mehr Schul­den ange­häuft haben, zählen nun auch Länder wie China, Austra­lien, Kanada und Südko­rea zu den stark verschul­de­ten Volks­wirt­schaf­ten (10).

Bedenk­lich ist, dass 2017 in großen Teilen der Welt das Schul­den­ni­veau mit etwa 250 % des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP) einen Stand erreicht hat, bei dem seiner­zeit in Japan (1990), den USA (2007) und Europa (2007) die schwere Finanz­krise begann (10)

Ronald Surz hat 2019 ausge­rech­net, dass der welt­weite Schul­den­berg bei 215’000 USD pro Kopf liegen dürfte, was mehr als dem 6‑fachen des durch­schnitt­li­chen Pro-Kopf-Einkom­men entspricht. Mit ande­ren Worten: Jeder Mensch auf dem Plane­ten schul­det sechs Jahre Arbeit. Niemand kümmert sich im Moment darum, zum Teil weil niemand beab­sich­tigt, seinen Anteil zu zahlen, aber vor allem weil wir uns dafür entschei­den, die Exis­tenz des Problems an sich zu leug­nen. (11)

Der Öster­rei­cher Ökonom Ludwig von Mises hatte vor 100 Jahren klare Worte:

Ludwig von Mises 1921

Es gibt keine Möglich­keit, den fina­len Zusam­men­bruch eines Booms zu verhin­dern, der durch Kredit­ex­pan­sion erzeugt wurde. Die einzige Alter­na­tive lautet: Entwe­der die Krise entsteht früher durch die frei­wil­lige Been­di­gung einer Kredit­ex­pan­sion – oder sie entsteht später als finale und totale Kata­stro­phe für das betref­fende Währungssystem.

In A Brief History of Doom: Two Hund­red Years of Finan­cial Crises (Eine kurze Geschichte des Unter­gangs: Zwei­hun­dert Jahre Finanz­kri­sen) zeigt der Autor Richard Vague, dass die über­mäs­sige Anhäu­fung priva­ter Schul­den besser als jede andere Varia­ble zur Erklä­rung und Vorher­sage von Finanz­kri­sen beiträgt. Der Crash von 2008 ist ein aktu­el­les Beispiel. Eine Reihe ande­rer Ökono­men stimmt dem zu. Steve Keen, ein Wirt­schafts­pro­fes­sor, der die School of Econo­mics, Poli­tics and History an der King­s­ton Univer­sity leitet, skiz­ziert in seinem Buch “Can We Avoid We Avoid anot­her Finan­cial Crisis?” einen über­zeu­gen­den Fall dafür, warum die stei­gende private Verschul­dung ganz oben auf der Liste der mögli­chen Auslö­ser für die nächste Finanz­krise und Rezes­sion steht. (11)

1914 verlor der berühmte Ökonom Keynes sein komplet­tes Fami­li­en­ver­mö­gen und das seiner Freunde und musste durch seinen Vater finan­zi­ell geret­tet werden. Das glei­che passierte mit einem ande­ren führen­den Ökono­men der USA, Irving Fisher, dem Erfin­der der Fisher-Glei­chung. Beide waren in ihrer makro­öko­no­mi­schen Logik gefan­gen, die die Möglich­keit von System­brü­chen gar nicht vorsieht. So kam es, dass Keynes und Fisher zur Über­zeu­gung gelang­ten, dass die Aktien im Dezem­ber 1929 ihren Tief­punkt erreicht hätten und kauf­ten Aktien auf Kredit. Sie konn­ten sich einfach nicht vorstel­len, dass der Markt zwischen 1929 und 1932 um 90% fallen würde. Fisher verlor sein komplet­tes Vermö­gen von unglaub­li­chen 10 Mio USD und lebte anschlies­send in armen Verhält­nis­sen, unter­stützt durch Kredite seiner Schwä­ge­rin. Die führen­den Ökono­men der dama­li­gen Zeit konn­ten weder die Akti­en­ein­brü­che anti­zi­pie­ren noch im Nach­hin­ein erklä­ren. Keynes und Fisher, so berich­ten Zeit­ge­nos­sen, waren von den Ereig­nis­sen völlig trau­ma­ti­siert (etwa so, wie es den führen­den Ökono­men unse­rer Zeit mit der Finanz­krise 2009 ergan­gen ist). (19)

→ Schuldenberg der Weltwirtschaft: brandgefährlich!

 

An einer Sommer­party 2010 erwähnte ein Invest­ment­ban­ker den Begriff “QE2”. Was ich als Queen Eliza­beth 2 (ein Kreuz­fahrt­schiff) inter­pre­tierte, entpuppte sich als Quan­ti­ta­tive Easing, eine Methode der Zentral­bank, Geld aus dem Nichts zu erschaf­fen. Er wollte wissen, was ich davon halte. Wie bitte, gibt es so was? war meine Rück­frage. Danach spra­chen wir übers Reisen.

Als Antwort auf die Banken­krise 2007–2008 wurde den Banken zum einen massive Finanz­hil­fen gewährt und ande­rer­seits began­nen die Zentral­ban­ken, die Geld­menge auszu­wei­ten. Das Maga­zin New Yorker meint dazu im nach­hin­ein: “Using taxpayers’ money to bail out greedy and incom­pe­tent bankers was intrinsi­cally poli­ti­cal. So was quan­ti­ta­tive easing, a tactic that other central banks also adop­ted, following the Fed’s lead. It worked prima­rily by boos­ting the price of finan­cial assets that were mostly owned by rich people.” (Die Verwen­dung von Steu­er­gel­dern zur Rettung von gieri­gen und inkom­pe­ten­ten Bankern war von Natur aus poli­tisch. Das gilt auch für die quan­ti­ta­tive Locke­rung, eine Taktik, die andere Zentral­ban­ken nach dem Vorbild der Fed eben­falls über­nom­men haben. Sie funk­tio­nierte in erster Linie, indem sie den Preis von Finanz­an­la­gen in die Höhe trieb, die sich zumeist im Besitz reicher Leute befan­den.) (1)

12 Jahre und eine weitere Wirt­schafts­krise später (Koro­na­vi­rus-Pande­mie) dient die Poli­tik des locke­ren Geldes noch immer dazu, mögli­che Probleme auf später zu verschie­ben. Die Geld­menge hat sich inzwi­schen auf ein Viel­fa­ches ausgeweitet.

Wegen der Geld­po­li­tik der Zentral­ban­ken befin­det sich die Welt in einer Ausnah­me­si­tua­tion. In der Vergan­gen­heit hat dies zu Hoch­in­fla­tion geführt. Quelle: Peter Bern­holz (2)
Den Vogel abge­schos­sen hat die ameri­ka­ni­sche Fed, die zwischen März und Dezem­ber 2020 bedingt durch die Koro­na­krise die Geld­menge M1 um 2’200 Mrd USD erhöh­ten (+50%) was mitge­hol­fen haben dürfte, dem Down Jones Ende Novem­ber 2020 ein Allzeit­hoch von über 30’000 Punk­ten zu besche­ren (Quelle: St. Louis Fed)

Der zu erwar­tende Effekt von Quan­ti­ta­ti­ver Locke­rung kann gemäss einem Bank of England Arti­kel wie folgt erklärt werden. Wenn die Geld­menge (“Broad money”) durch Aufkauf von Staats­an­lei­hen und ande­ren Wert­pa­pie­ren ange­ho­ben wird, schies­sen die Börsen hoch (“Real asset prices”). Eine erhöhte Nach­frage nach Kredi­ten (“Nomi­nal demand”) führt zu eine Erhö­hung der Produk­ti­vi­tät (“Real GDP”). Mit dem Anstieg der Infla­tion stei­gen letzt­lich auch die Konsu­men­ten­preise (“Consu­mer price level”).

Quali­ta­ti­ver wirt­schaft­li­cher Einfluss von Quan­ti­ta­tive Easing (4)

Leider sieht die Reali­tät etwas anders aus. Die Unter­neh­mens­land­schaft ist mit Kredi­ten über­sät­tigt und somit wird die Produk­tion nicht ange­regt. Das Geld bleibt in Geschäfts­ban­ken hängen und führt dort zu hohen Rendi­ten. Es ist den meis­ten Prak­ti­kern bis heute unver­ständ­lich, warum die Zentral­ban­ken in ihren Model­len für die Messung der Finanz­markt­sta­bi­li­tät den Finanz­sek­tor komplett igno­rie­ren, denn ein Blick in die euro­päi­sche Wirt­schafts­ge­schichte der letz­ten Jahr­hun­derte zeigt, dass alle Krisen ihren Ursprung genau dort hatten. (19)

→ Lockere Geldpolitik: nutzlos bis schädlich!

 

Durch das viele Geld ist das Auslei­hen von Geld extrem güns­tig gewor­den. Zum Teil instal­lie­ren Zentral­ban­ken sogar nega­tive Zins­s­sätze, womit die Banken gezwun­gen werden sollen, den Unter­neh­men Geld als Kredite zur Vefü­gung zu stel­len, anstatt es bei der Zentral­bank zu parkie­ren. Somit sollen Banken animiert werden, risi­ko­rei­chere Kredite zu geben, wodurch die Wirt­schaft ange­kur­belt werden soll. Dies tun sie jedoch nicht immer und geben den Nega­tiv­zins teil­weise an die Sparer weiter.

Zins­sätze, die von diver­sen Zentral­ban­ken für Banken­ein­la­gen bezahlt wurden: ECB: Euro­päi­sches Zentral­bank, BOJ: Japa­ni­sche Zentral­bank (12)

Das führt zu einer Verla­ge­rung von Invest­ments von Obli­ga­tio­nen zu risi­ko­rei­che­ren Aktien. Die Verun­si­che­rung der Anle­ger führt auch zu einer Flucht in Gold, das als histo­ri­scher Wert­spei­cher betrach­tet wird und einen Schutz vor Infla­tion bietet (5).

Für Haus­be­sit­zer mit Hypo­the­ken sind Nega­tiv­zin­sen ein Segen, während Sparer Geld verlie­ren. Für Pensi­ons­kasse bedeu­ten Nega­tiv­zin­sen von Obli­ga­tio­nen, dass sie mehr Risiko einge­hen müssen, um eine Rendite zu erzie­len, was die künf­ti­gen Renten nega­tiv beein­flus­sen könnte.

Damit Geld seine Funk­tion erfül­len muss, soll es produk­tiv genutzt werden. Spar­gelder sind dem Kreis­lauf entzo­gen und liegen brach. Nega­tiv­zin­sen sollen in Expe­ri­men­ten wie der Frei­wirt­schaft dafür sorgen, dass Geld inves­tiert bleibt. Dabei unter­liegt es einem perma­nen­ten Wert­ver­fall ähnlich wie Güter des tägli­chen Lebens (13).

→ Negativzinsen: gut und schlecht!

 

Die rasante Aufwärts­be­we­gung der welt­wei­ten Akti­en­märkte wieder­spie­gelt das Inter­esse der Anle­ger an Aktien. Aufgrund mangeln­der Inves­ti­ti­ons­al­ter­na­ti­ven ist es inzwi­schen mehr die Geld­menge der Noten­ban­ken, die das Inter­esse wach hält, als die inne­ren Werte der börsen­ko­tier­ten Unter­neh­men. Anle­ger soll­ten sich bewusst sein, dass die Party stei­gen­der Akti­en­kurse ein Ende nehmen wird, wenn die Zinsen ange­ho­ben werden oder eine weitere Geld­men­gen­aus­wei­tung ausblei­ben sollte.

Verschie­dene Börsen­in­di­zes sind gegen Ende 2020 nahe an oder auf Allzeit­hochs (Quelle: Google)

Die Möglich­keit der hohen Einkom­mens­klas­sen, von dieser Entwick­lung zu profi­tie­ren, führt zu mehr Ungleich­ge­wicht zwischen arm und reich.

→ Höhenflug der Börsen: Folge der Geldpolitik!

 

Ein Indi­ka­tor für eine gesunde Wirt­schaft ist eine tiefe Arbeits­lo­sig­keit und wenig Firmenpleiten.

Arbeit­lo­sen­quoe 1880–2018 in Deutsch­land, USA und Grossbritannien
Anzahl der von Unter­neh­men in Deutsch­land bean­trag­ten Insol­venz­ver­fah­ren Jan 2015 – Aug 2020 (6)

Aufgrund der Coro­na­krise sind die Arbeits­lo­sen­quo­ten wieder ange­stie­gen und im Euro­raum wird für 2021–2022 eine Arbeit­lo­sig­keit von 9% erwar­tet. (14)

Dasselbe würde auch für Firmen­plei­ten erwar­tet werden, nur zeigt sich hier ein kras­ses Zerr­bild. Ein Grund dafür ist, dass die Insol­venz­an­trags­pflicht für Unter­neh­men vom 1. März bis  zum 30. Septem­ber 2020 ausge­setzt wurde. (6)

→ Arbeitslosigkeit: im Euroraum ansteigend!

 

Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich. In Frank­reich hat dies zu den Gelb­wes­ten­pro­tes­ten geführt. Die Coro­na­krise bringt die untere Mittel­schicht an die Armuts­grenze, Jugend­ar­beits­lo­sig­keit hat in Ländern wie Spanien und Italien besorg­nis­er­re­gende Ausmasse ange­nom­men, Rechts­ex­tre­mis­mus wird in der Schweiz und in Europa zuneh­mend als Problem aner­kannt. Die Verlie­rer der unte­ren Mittel­klasse finden den Sünden­bock bei den Immi­gran­ten, die für Jobver­lust verant­wort­lich gemacht werden.

Stei­gen­des Ungleich­ge­wicht bei Vermö­gen. Der durch­schnitt­li­che US-Arbeit­neh­mer muss jetzt 141 Stun­den arbei­ten, um 1 Aktie des S&P 500 zu kaufen. Das ist ein neuer Rekord. In den 1980er Jahren dauerte es weni­ger als 20 Stun­den. (Quelle: https://twitter.com/Schuldensuehner)

→ Sozialer Frieden: gefährdet!

 

Die offi­zi­ell ermit­tel­ten Infla­ti­ons­zah­len basie­ren auf einem Waren­korb an Gütern und Dienst­leis­tun­gen. Dieser Wert erklärt eher die Vergan­gen­heit, als dass er als Indi­ka­tor zur Früh­erken­nung dienen kann. Haus­preise, Gold und Akti­en­kurse haben sich über­durch­schnitt­lich entwi­ckelt und sind im Konsu­men­ten­preis­in­dex nicht enthal­ten, so dass dort zusätz­li­che Hinweise auf Infla­tion gefun­den werden können.

Infla­ti­ons­ra­ten 1960–2014. Dieses Diagramm zeigt die jähr­li­che prozen­tuale Verän­de­rung der Konsu­men­ten­preise im Vergleich zu den Konsu­men­ten­prei­sen des Vorjah­res in den USA, Gross­bri­tan­nien, Japan und Deutsch­land (7)

Der EZB-Rat verfolgt das Ziel, die Infla­ti­ons­rate auf mitt­lere Sicht unter, aber nahe 2% zu halten (16). 2% sind auch das Ziel der U.S. Federal Reserve und der Bank of England. Die Schwei­zer Natio­nal­bank sieht 1% Teue­rung als Mass der Stabi­li­tät. (17)

Infla­tion Zins
Schweiz 2019 0.36% -0.75%
USA 2019 1.81% 0.65%
UK 2019 1.8% 0.27%
EU 2019 1.5% 0.00%

Da die Leit­zin­sen 2019 nied­ri­ger waren als die Teue­rung, haben Sparer Substanz verlo­ren, doch das liegt eher am künst­lich fixier­ten Zins­ni­veau als an der Teuerung.

Wech­sel­kurse sind ein Indiz für Infla­tion. Der USD hat inner­halb von einem Jahr bis zu 10% auf andere Währun­gen verloren.

Sinkende Wech­sel­kurse 2020 von USD gegen EUR, CHF, GBP, JPY, CNY und IDR. Die indo­ne­si­sche Rupie hat als einzige Währung gegen den Dollar verlo­ren.  (Quelle: Google)

→ Inflation: offiziell tief!

 

 

Fazit

Eine gesunde Wirt­schaft steht auf verschie­de­nen Beinen. Im Moment (im Jahr 2020) präsen­tiert sich die Situa­tion weder sehr gut noch sehr schlecht mit einem nega­ti­ven Trend.

Gesund­heits­zei­chen Momen­tan­auf­nahme (Jahr 2020)
Das Geld muss zirku­lie­ren, indem Konsu­men­ten Produkte kaufen. → Nega­tiv­zins animiert zum Konsum
→ Börsen­ge­winne animie­ren zum Konsum
Stabi­les Einkom­men der Konsu­men­ten durch tiefe Arbeits­lo­sig­keit und finan­zi­ell gesunde Firmen → Der Schul­den­berg in Zusam­men­hang mit tiefen Zinsen animiert zu unpro­duk­ti­ven Verhal­tens­wei­sen. Bereits macht der Begriff “Zombie­fir­men” die Runde. Jede 6. Firma im ameri­ka­ni­schen Russell 3000-Index soll im Novem­ber 2020 mehr Geld für Schul­den aufge­wen­det haben, als Erträge vorhan­den waren (8). Die Konkurs­quote und Arbeits­lo­sig­keit wird ansteigen.
→ Coro­na­vi­rus-Mass­nah­men sorgen für stei­gende Arbeits­lo­sig­keit und teil­wei­sen Konsumverzicht
Wachs­tum als Grund­la­gen für eine starke Wirtschaft → Höhen­flug der Börsen sugge­riert Wirt­schafts­wachs­tum, wo keines ist
→ Im Zeichen der Nach­hal­tig­keits­dis­kus­sion und im Vergleich mit ökolo­gi­schen Prin­zi­pien wach­sen Zwei­fel am Sinn von steti­gem Wachs­tum (18)
Eine tiefe und stabile Teue­rung (auch Infla­tion genannt), die dafür sorgt, dass mit dem Lohn eine konstante Menge an Produk­ten gekauft werden kann → Die offi­zi­elle Infla­tion ist im Moment kein Problem
→ Immo­bi­lien, Wert­pa­piere und Gold sind deut­lich mehr ange­stie­gen, als es die offi­zi­elle Infla­tion vermu­ten lassen würde
Sozia­ler Frie­den, der dafür sorgt, dass keine inne­ren oder äusse­ren Konflikte ausge­tra­gen werden müssen → Hier gibt es aufgrund locke­rer Geld­po­li­tik stei­gende Ungleichheit
→ Aufgrund Frei­heits­ein­grif­fen während Koro­na­krise wächst Unzu­frie­den­heit bei Benachteiligten

Vermut­lich befin­den wir uns im Konjunk­tur­zy­klus in einer Abwärts­phase, ohne dass die Talsohle bereits erreicht wäre. Es ist gemäss den Quer­den­kern von Krisenresilienz.ch unwahr­schein­lich, dass die Kurve noch gekriegt werden kann.

Für die kommende Phase gilt es deshalb, die Augen offen zu halten, um auf verschie­dene Ereig­nisse reagie­ren zu können:

  • Zins­an­stieg (Hypo­the­kar­zins fixie­ren, Aktien- und Cash­an­teil redu­zie­ren, in Obli­ga­tio­nen investieren)
  • Infla­ti­ons­an­stieg (Cash durch Umtausch in Gold vor Wert­ver­lust schüt­zen, in gesunde Firmen inves­tie­ren, Inves­ti­ti­ons­land oder ‑währung wech­seln, lang­fris­tige Wech­sel­kurse im Auge halten und schwä­chelnde Währun­gen meiden)
  • Wert­ver­luste an den Börsen (Port­fo­lio geographisch/nach Branchen/nach Supertrends/Assetklassen diver­si­fi­zie­ren, kontrol­lier­ten Ausstieg prüfen oder Cash halten)
  • Rezes­sion (Jobver­luste durch Konkurse oder Spar­be­mü­hun­gen der Firmen anti­zi­pie­ren, zusätz­li­che Fähig­kei­ten erwer­ben, eigene Spar­be­mü­hun­gen star­ten und monat­li­ches Basis­bud­get redu­zie­ren, mit Miet­zins­aus­fäl­len bei Rendi­te­lie­gen­schaf­ten rechnen)
  • Soziale Verwer­fun­gen aufgrund der gestie­ge­nen Ungleich­heit zwischen Reich und Arm (Zurschau­stel­len von Reich­tum verhin­dern, phil­an­thro­pi­sches Enga­ge­ment prüfen, physi­sche Sicher­heit in Wohnung/Haus erhö­hen, aus der Stadt wegzie­hen, sozia­les Kapi­tal durch gegen­sei­tige Anteil­nahme aufbauen)
  • Neue Regeln zur Kapi­tal­kon­trolle, Verbot von Bargeld, zusätz­li­che Steu­ern, Verbot von priva­tem Gold­be­sitz oder Zwangs­ab­ga­ben für Haus­be­sit­zer waren Mittel, mit welchen sich Staa­ten in der Vergan­gen­heit von einer Pleite zu erho­len suchten.

Gerne erfahre ich im Kommen­tar, wie du die Wirt­schafts­lage einschätzst und welchen Plan du hast.

 

  1. New Yorker 10. Sep. 2018 (Zugriff am 5. Dez. 2020)
  2. Peter Bern­holz in Finanz und Wirt­schaft 18. Apr. 2019 (Zugriff am 5. Dez. 2020)
  3. Vítor Cons­tân­cio für Euro­päi­sche Zentral­bank 2016 (Zugriff am 5. Dez. 2020)
  4. Bank of England Q3 2011 (Zugriff am 5. Dez. 2020)
  5. Foun­da­tion for Econo­mic Educa­tion 1. Feb. 1997 (Zugriff am 5. Dez. 2020)
  6. Pres­se­mit­tei­lung 8. Okt. 2020 vom Statis­ti­schen Bundes­amt desta­tis (Zugriff am 5. Dez. 2020)
  7. Princi­ples of Econo­mics BC Campus (Zugriff am 5. Dez. 2020)
  8. Bloom­berg 20. Nov. 2020 (Zugriff am 5. Dez. 2020)
  9. IMF 2020 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  10. CME Group 7. Jun. 2016 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  11. Ronald Surz in Seeking Alpha 24. Jul. 2019 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  12. Econo­mic Rese­arch der Federal Reserve Bank of St. Louis 28. Feb. 2020 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  13. Frei­wirt­schaft auf Wiki­pe­dia (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  14. Herbst­pro­gnose 2020 der Euro­päi­schen Kommis­sion 5. Nov. 2020 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  15. Arti­kel zum Arbeits­markt auf Deut­sche Welle 3. Jan. 2018 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  16. Geld­po­li­tik der EZB 2020 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  17. Daniel Kauf­mann in Die Volks­wirt­schaft 21. Apr. 2020 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  18. Alter­na­ti­ven zum umwelt­schäd­li­chen Wachs­tum in Wirt­schafts­dienst 2019 (Zugriff am 6. Dez. 2020)
  19. Diet­mar Peetz Jan. 2020 auf krisenresilienz.ch (Zugriff am 10. Dez. 2020)

 

Foto von www.twin-loc.fr auf Flickr

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