Was habe ich nicht schon nach dem einen, spezifischen und ultimativen Lebenssinn gesucht. „Find your purpose! What’s your life mission?“ schreien amerikanische Lebensberater in die Welt hinaus und lange habe ich auch daran geglaubt, dass solcherart zu finden sein muss. Bis zum dem Moment, als ich ein paar neue Aspekte kennenlernen durfte.
Mit dem ganzen Absolutismus macht man sich doch nur irre. Es geht deshalb nicht mehr darum, den absoluten Lebenssinn zu finden und sich schlecht dabei zu fühlen, wenn es auch nach 10 Jahren noch nicht gelungen ist. Sondern um einen behutsameren Prozess. Damit kann ich auch ausführen, was im 10. Tipp dieses Artikels denn genau gemeint ist.
Vorurteil #1: Es gibt nur einen Lebenssinn
Es gibt viele sinnvolle Tätigkeiten, die uns motivieren, Kraft geben, sinnvoll sind. Selbst in sinnentleerten Jobs kann Freude über ein fehlerfreies Produkt, eine bereichernde menschliche Interaktion oder ein tadelloser Service aufkommen. Hier hat mich die Einstellung von amerikanischen Berufsleuten beeindruckt, die ihre Tätigkeiten mit Stolz und Engagement erledigen.
So wie wir jeden Tag verschiedene Rollen einnehmen, können sich auch unterschiedliche Lebenssinne ergeben: Meinen Eltern möchte ich etwas zurückgeben, meiner Partnerin mein Herz schenken, meinen Sohn in seinem Werdegang unterstützen, im Job intellektuellen Herausforderungen erleben, im Sport körperlich wachsen, als Nachbar und Fremder jederzeit ein offenes Ohr für andere haben, für mich selbst glücklich sein.
So picke mir im Tagesverlauf diejenigen Dinge raus, die mich motivieren. Ich nehme sie bewusst wahr, verweile vielleicht auch ein bisschen länger als unbedingt nötig darin und hake dann Tagesziel „Lebensfreude“ schon einmal ab. Manchmal ist die Messlatte tief, manchmal hoch. Es gibt Tage, wo ich morgens um 7 Uhr mein persönliches Ziel erreicht habe und alles als Bonus empfinde, was danach noch kommt. Und es gibt die Tage wo sich alles kompliziert, ich nichts richtig erledigen kann und frustriert zu Bett gehe.
Vorurteil #2: der Lebenssinn ist statisch
Nicht alle werden als Mutter Teresa geboren und wissen von Anfang an, dass sie den Armen und Obdachlosen von Kalkutta helfen möchten. Doch selbst die Ordensfrau, die ursprünglich als Lehrerin gearbeitet hat, verspürte erst im Alter von 36 Jahren beim Anblick eines Kruzifixes diesen Wunsch.
Es steht uns frei, unsere Meinung und Vorlieben zu ändern. Nach 20 Jahren Kindererziehung hat vielleicht plötzlich die eigene spirituelle Entwicklung Vorrang. Oder nach einer Jugend des Musikunterrichtes werden Beziehungen und die Clique plötzlich enorm wichtig. Oder nach einer karriere- und konsumorientieren Phase steht plötzlich der Wunsch nach Freiwilligenarbeit im Raum.
In unterschiedlichen Lebensphasen motivieren uns andere Tätigkeiten.
Wenn wir also gefragt werden: „was ist eigentlich deine Lebensaufgabe?“, dann darf die Antwort durchaus mit „im Moment ist es….“ beginnen. Bei mir kam die Frage vor 10 Jahren, gestellt von einem guten Freund. Ich war sprachlos und hatte keinen blassen Schimmer, wovon er sprach. Inzwischen kann ich aufzählen, was mich alles motiviert und kann daraus mögliche nächste Schritte ableiten.
Was mich zum nächsten Vorurteil bringt…
Vorurteil #3: den Lebenssinn findet man durch konstantes Fragen
Bloss weil man sich im inneren Dialog befindet, muss man sich nicht wie eine gesprungene Platte verhalten. Um diese etwas eingefahrene Selbstbeziehung etwas aufzulockern, hilft die folgende Betrachtungsweise.
Die Japaner haben einen Begriff für die Schnittmenge von „was macht mir Spass“, „was brauchen die Menschen“, „was bringt Geld“ und „was kann ich gut“: der Begriff heisst

Ikigai bedeutet „wofür es sich zu leben lohnt“. Dieser Lebenssinn kann auch konstruiert werden. Je nach Lebensstand sind alle vier oder weniger Bereiche notwendig, um uns eine tiefe Befriedigung zu verpassen. Innerhalb jeden Bereiches gibt es Möglichkeiten der kleinen Anpassungen und Optimierungen.
Ich empfehle folgendes Lebensrezept: In der Ausbildung das wählen, was Spass macht. Dann diejenige Branche, Zielgruppe oder Land wählen, wo die erworbenen Fähigkeiten gut entlöhnt werden. Sich innerhalb dieser Tätigkeit bereichernde Nischen suchen und stets sein Bestes geben: fertig ist das Ikigai- Gericht.
Wäre interessant, hierzu ein paar Gedanken in den Kommentaren zu finden.
