Diese Frage ist zunächst vielleicht gar nicht relevant. Deshalb ist es sinnvoll, zunächst das Konzept der Komfortzone zu erklären und dann aufzuzeigen, weshalb eine Ausweitung Sinn macht. Danach sind wir bereit für die Wie-Frage.
Definition von Komfortzone: Ein Verhaltensraum, wo unsere Aktivitäten und unser Verhalten routinemässig und nach einem Muster ablaufen, welches Stress und Risiko minimiert. Dies verleiht uns ein Gefühl von Sicherheit. Die kurzfristigen Nutzen sind Zufriedenheit, Fehlen von Angst und reduzierter Stress.
Ein Verharren in dieser Zone führt dazu, dass Dinge, die ausserhalb liegen, als unerreichbar und unerwünscht gelten. Zudem tendieren wir dazu, den Aufwand zu optimieren, in dieser Zone zu bleiben. Was sich in einen gewissen Minimalismus äussern kann. Damit wird unsere Leistungsbereitschaft und -fähigkeit eingeschränkt. Ebenfalls verlieren wir damit den mentalen „Muskel“, mit Veränderungen umgehen zu können, die uns unweigerlich ereilen. Wir tendieren dazu, uns von der Aussenwelt abzuschotten und nur unsere eigene Realität zu akzeptieren. Was wiederum unerwünschte Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Das Verlassen dieser Zone hingegen bringt zahlreiche Vorteile:
- Zunahme an Selbstverantwortung, Selbstvertrauen, Selbsterkenntnis und Selbstwertgefühl
- Zunahme an Fähigkeiten
- Gesteigerte Leistungsfähigkeit
Die eingangs gestellte Wie-Frage ist schnell gelöst:
Grundsätzlich erweitern wir die Komfortzone, indem wir sie regelmässig verlassen und wieder zurückkehren. Somit kommen wir zur Zusatzfrage: Wie verlassen wir die Komfortzone?
Man kann damit beginnen, alltägliche Dinge anders zu machen. Mal was anderes essen, die andere Hand benutzen, ein neues Land bereisen, einen anderen Weg gehen.
Beim Verlassen der Komfortzone gibt es den schnellen oder langsamen Übergang. Dabei unterscheiden sich die Grösse der Schritte, die wir machen, um zum Punkt jenseits der Komfortzone aufzubrechen. Beispiele für kleine und überschaubare Schritte finden sich hier. Grosse Schritte bergen die Gefahr, dass man in Stress oder gar Panik gerät, dafür kommt man schneller ans Ziel.
Diese Schritte zusammen mit einer Begleitpersonzu machen, kann die Hürde gewaltig reduzieren.
Die folgenden Kategorien können Anstösse geben, wo welche Möglichkeiten verborgen sein könnten
Körperlich / Physisch
Die sportlichen Grenzen erweitern, z.B. einen Marathon laufen, auf dem Jakobsweg 300 km wandern, durch polyphasischen Schlaf Rekordleistungen schaffen
Gewöhnung an Kälte, Hitze, Schmerzen, Nässe (typische Survialsituationen)
Neue Sportarten und Bewegungsabläufe: Ballet, Kampfsport, Tai Chi, Yoga, Klettern
Neue Aktivitäten: zu Fuss zur Arbeit, Gartenbau, Kochen, Stricken, Modellbau, Singen und Bushcrafts, wie Feuerbohren, Schnitzen, Töpfern, Flechten, Jagen, Schiessen, Unterkünfte bauen.
Neue Standorte beziehen: Umziehen, Auswandern
Emotional
Sich für Vertrauen entscheiden, Verletztheit zulassen, Offen sein, sich (irrationalen) Ängsten stellen. Angst ist gemeinhin das grösste Hindernis beim Aufsuchen neuer Ufer.
Verhalten
Entscheide anders fällen (Kopf versus Bauch), mehr Fragen stellen, besser zuhören, Egoismus zurückstellen, aktiv Teil einer Gruppe sein
Verhaltensänderungen müssen 1-2 Monate lang eingeübt werden, bis sie sich nicht mehr fremd anfühlen. Bei Änderung im Ess- oder Suchtverhalten geht man gar von 3 Jahren aus, bis der neue Zustand stabil ist.
Intellektuell
Jobwechsel, anspruchsvolles Studium, neue Sprache lernen, Neugier entwickeln, ein Musikinstrument erlernen, heimische Pflanzen und Tierarten kennenlernen
Spirituell
Unterbewusstsein kennenlernen, Meditation üben, Religion ausüben, bewusstes Erleben jeder Situation, Innehalten, Achtsamkeit üben.
(Foto vom Autor)
3 Gedanken zu „Wie weite ich meine Komfortzone aus?“